Karel du Jardinstraat Amsterdam, NL

Nachhaltig Bauen im Bestand

Von der Fabrik zum Bürogebäude zum Wohnhaus – besser könnte man nachhaltiges Bauen im Bestand kaum buchstabieren.

Mit minimalen Eingriffen haben ZZDP Architecten B.V., Amsterdam, im angesagten Szeneviertel De Pijp Wohnraum geschaffen, wo einst Arbeitsraum war: Die Gebäude Karel du Jardinstraat Nr. 61–63 waren Anfang der 1920er- Jahre für C & A Brenninkmeijer gebaut worden und wurden 1976 um einen Anbau, das Haus Nr. 65, erweitert. Bis 1984 befand sich hier eine Fertigungsstätte des Bekleidungsherstellers. 1987 erfolgte die erste Umnutzung, von der Fabrikation in ein Bürogebäude: Die Verwaltung des soeben gegründeten Stadtteils De Pijp richtete sich hier ein und mit ihr verschiedene soziale Dienste.
Als der Bezirk zehn Jahre später mit dem Zuid-Bezirk fusionierte, wurde das Gebäude erneut aufgegeben. Wiederum zehn Jahre später erwarb die niederländische Caransa Group die Liegenschaft, um sie in Wohnungen und sozialverträgliche Gemeinschaftsräume umzuwandeln. Den eingeladenen Wettbewerb konnten ZZDP Architecten B.V. für sich entscheiden. Sie überzeugten den Bauherrn mit ihrem Vorschlag, in einem ersten Bauabschnitt den erhaltenswerten Baubestand mit Mietwohnungen auszustatten und im Anschluss daran den minderwertigen Flachdachbau (Haus Nr. 67) durch einen zeitgemässen Neubau zu ersetzen.

Pragmatische Vorgehensweise

Im ehemaligen Fabrikgebäude haben ZZDP Architecten die Parkebene im Untergeschoss beibehalten und Abstellflächen für Fahrräder sowie Abstellräume für die Wohnungen geschaffen. Die Räume im Erdgeschoss sind sozialverträglichen Nutzungen vorbehalten – Sozialdienste und Kitas beispielsweise, aber auch das Amsterdamer Herzzentrum ist eingezogen. In der ersten bis vierten Etage entstanden insgesamt 53 Mietwohnungen. Ein Highlight ist die Dachterrasse, die allen Bewohnern zur Verfügung steht.

Einbruchhemmende Verglasungen

Das Erdgeschoss erhielt einen insgesamt offeneren Charakter, indem die Fassadenöffnungen zusammengeführt und bis auf Bodenniveau erweitert wurden. Dadurch ergaben sich Türhöhen von über drei Metern, die zudem einbruchhemmend (RC2) ausgeführt werden mussten. Die überhohen Konstruktionen wurden als Objektlösung aus dem Stahlprofilsystem Janisol in einer Ansichtsbreite von nur 50 Millimetern gefertigt. Da die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung von Janisol eine Türhöhe von „lediglich“ 2600 Millimetern abdeckte, hat Jansen noch während der Bauzeit die Erweiterung der Zulassung für die Bauhöhe von 3130 Millimetern betrieben.
Wir haben versucht, die Fassade so sensibel wie möglich zu rekonstruieren und die vorhandenen Fenster aus Aluminiumprofilen gegen Stahlprofilfenster ausgetauscht.
– Joris Deur, Partner bei ZZDP Architecten B.V.

Sensible Rekonstruktion

Da die beiden Baukörper des ehemaligen Fabrikgebäudes zu unterschiedlichen Zeiten errichtet wurden, waren auch deren Fassaden in unterschiedlichem Rhythmus gegliedert. Nunmehr wurde die gesamte Fassade renoviert, Mängel im Mauerwerk beseitigt und Fenster sowie Türen erneuert. „Wir haben versucht, die Fassade so sensibel wie möglich zu rekonstruieren“, erläutert Architekt Joris Deur, Partner bei ZZDP Architecten B.V., „und die vorhandenen Fenster aus Aluminiumprofilen gegen Stahlprofilfenster ausgetauscht.“ Merford Special Doors B.V. fertigte die bodentiefen Drehkippfenster aus dem Stahlprofilsystem Janisol Arte 66 in einbruchhemmender Ausführung (RC2). Mit Janisol Arte 66 hat Jansen die Systemfamilie Janisol Arte um eine zeitgemässe Variante erweitert: Seine Bautiefe von 66 Millimetern erlaubt es, hochwertige Isoliergläser einzusetzen, und das bis zu einer Flügelhöhe von 2300 Millimetern. Damit lässt sich die Öffnungsart „Drehkippfenster“ mit ausgesprochen schmalen Rahmen realisieren. Verdeckt liegende Beschläge unterstreichen die von den Architekten angestrebte klare Linienführung, die der Fassade ihr ansprechendes Äusseres verleiht und im Inneren für helle, lichtdurchflutete Räume sorgt.
2300
Millimeter Fenster-Flügelhöhe

Gelungener Abschluss

Mit ihrem Konzept für die Umgestaltung des Fabrikgebäudes in Wohnraum haben ZZDP Architecten B.V. den Nerv der Zeit getroffen. Die 53 Wohnungen in dem sorgfältig renovierten Komplex waren schnell vergeben. Und es gibt bereits eine Warteliste für das Bauvorhaben auf dem Nachbargrundstück, der Karel du Jardinstraat Nr. 67, wo derzeit im Rahmen des zweiten Bauabschnitts ein vierstöckiges Gebäude mit weiteren 24 Wohnungen, Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoss und einer Tiefgarage entsteht. (AMR)
Bautafel
BAuherr
Caransa Groep B.V , Amsterdam
Architekten
ZZDP Architecten B.V. , Amsterdam
Metallbau
Stahlprofilsystem
Fotografie
© Paul Starink
Die rückseitige Glasfassade im Erdgeschoss entspricht der Brandschutzanforderung G30. Die Architekten wählten hierfür das Stahlprofilsystem Jansen VISS. In den darüberliegenden Etagen sorgen bodentiefe Drehkippfenster aus Janisol Arte 66 für eine wohnliche Atmosphäre.